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Ich brauche ein bisschen Abstand vom Fediverse. Schon nach dieser ganzen Lina-Geschichte habe ich gemerkt, dass ich mich hier nicht mehr wohlfühle.

Nicht, weil ich auf das Gerücht reingefallen bin, Lina sei Afghanin - das ist mir persönlich eigentlich egal. Viel schwerer wiegt für mich, wie viele Leute von Anfang an nicht glauben wollten, dass das überhaupt sein könnte. Als wäre es eine Beleidigung, für ein deutsches Mädchen mit Abitur, afghanische Wurzeln zu haben.

Ich habe mich selten so unwohl zwischen Leuten gefühlt, die - bewusst oder unbewusst - mit rechten Reflexen argumentieren. Und ja, manchmal merkt man erst mit etwas Abstand, wie sehr man sich in solchen Umfeldern entfremdet. Aber diese fast empörte Ablehnung, dieses „Das kann doch gar nicht sein", weil jemand vielleicht aus Afghanistan kommt, hat mich ehrlich erschrocken.

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Noch befremdlicher war dann die Schadenfreude, als das Gerücht widerlegt wurde - und plötzlich wurde die Nationalität doch wieder zum Thema.

Diesmal, weil derjenige, der es verbreitet hatte, natürlich ein ausländischer Rechter war.

Als ob das jetzt der entscheidende Punkt wäre, der alles erklärt.

Und was mir dazu auffällt: Bis heute bekomme ich immer wieder denselben Artikel unter meine Tröts gepostet. Von Männern, ohne jede persönliche Einordnung. Immer nur den Link.

Als müsste man mir „die Realität" nachreichen - weil ich offenbar nicht in der Lage bin, Nachrichten selbstständig zu verfolgen.

Auch das ist Teil des Problems: herablassender Belehrungsgestus, misogyn verpackt in scheinbarer Sachlichkeit.

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Was viele dabei völlig ausblenden: Gerade viele migrantische oder migrantisch gelesene Menschen, vor allem jüngere Frauen, haben sich in dieser Situation mit Lina identifiziert. Nicht weil es um Sensationslust ging, sondern weil es einen kurzen Moment gab, in dem jemand wie sie sichtbar, öffentlich und respektiert sein könnte.

Dass dieser Wunsch nach Repräsentation von so vielen einfach abgetan oder ausgelacht wurde, war aufschlussreich.

Dass man lieber über „Faktenchecks" spricht als über gesellschaftliche Projektionen, ist nicht nur ignorant - es ist auch langweilig.

Für mich war das der Punkt, an dem ich gemerkt habe: Ich brauche Abstand. Nicht von einzelnen Personen - sondern von einer Atmosphäre, in der Herkunft, Sichtbarkeit und Geschlecht immer noch gegen einen verwendet werden.

(Stelle stumm, bis bald♥️)

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@PippiPunkstrumpf hab mich schon gefragt wieso du so stumm geworden bist. Nun ist es klar.

Ich hoffe das du bald wieder zurück kommst, aber mental health ist so viel wichtiger als das dieser ganze “soziale” Digitalkram.

Es soll Spaß machen und ein Ausgleich schaffen.

Bis bald Freifrau von Punkstrumpf 👋

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